Nichts ist, wie es einmal war

Eine Krähe sitzt verwirrt auf dem Dach des Hauses gegenüber. Soll sie erneut den Paarungsvorgang riskieren? Das alte Nest aus dem Frühjahr wieder herrichten? Ein paar Eier legen und bebrüten? Wochenlang dem undankbar krächzenden Nachwuchs Nahrung besorgen und in die geöffneten Schnäbel schieben?

Ein Strauch lässt verzweifelt die Blätter hängen. In wunderschönem Rot wollte er sie noch erstrahlen lassen, bevor sie auf den Rasen fallen, von 1 Euro Jobbern zu großen Haufen zusammengeblasen und auf kleinen Schmalspur-schlepperanhängern abtransportiert werden. Nun aber erstrahlt alles um ihn herum in frischem grün, als wolle kein Winter mehr kommen und alles Gewächs ausser ihm hätte es frühzeitig bemerkt. Soll er gleich wieder frische Knospen treiben? Kann er das Chlorophyll zurück in die noch anhaftenden Blattspreiten pressen?

War es früher so, dass das Klima entschied, direkt nach Frühjahrsbeginn den Herbst einzuläuten, dass sich dunkle Wolken zusammentürmten, kaum dass die Krokusse - von ein paar spärlichen Sonnenstrahlen geweckt - aufgeblüht und der letzte Schnee von den Feldern gewichen war, dass das Menschengeschlecht in dieser grauen Stadt im Juni und im Juli unter schweren Winterdepressionen litt, so geht der Sommer nun inmitten des kalendarischen Herbstes in die zweite Runde.

Dort, wo sich sonst die Menschen dichtgezwängt unter Regenschirmen mit selbigen die Augen ausstechen, erstrahlt der Himmel in kräfigem blau, erhebt sich die Sonne über dem Wasser und lädt zum Bade ein. Dort, wo sonst den Händlern lange Mäntel und grob gestrickte Pullover aus den Händen gerissen werden, verstauben diese nun von der Sonne gebleicht in den Schaufenstern. Verzweifelt versucht der Bekleidungs-vertrieb T-Shirts und kurze Hosen aus wärmeren Gefilden zu ordern und angesichts des schlechten Kontostandes bereits bestellte Winterware zu stornieren, um den drohenden Konkurs in letzter Sekunde abwenden zu können.

Verzweifelt ziehen sich auch die Schwalben zu langen Sitzungen in die Scheunen zurück und beraten, ob sie nun trotz des strahlend schönen Wetters die Strapazen der langen Reise in den Süden auf sich nehmen sollen oder hoffen, dass die über den Sommer dezimierten Insekten sich genügend zu vermehren und reichlich Nahrung zu liefern im Stande sind.

War dieses Blog doch einzig und allein erstellt, um tagtäglich Regen und Kälte zu beklagen, so zieht es den Autor nun ins Freie, warme Tage und laue Nächte zu geniessen.

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Suche

 

Archiv

Oktober 2005
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 
 
 
 
 
 1 
 2 
 3 
 4 
 5 
 6 
 7 
 8 
 9 
10
12
13
14
15
16
17
19
20
21
22
23
24
25
26
28
29
30
31
 
 
 
 
 
 
 

Aktuelle Beiträge

Mein Leben mit Tinder
Vor einiger Zeit lud ich die Tinder-App und meldete...
SuperR - 27. Okt, 18:00
Wozu Sex?
...titelte vor einiger Zeit der SPIEGEL. So hatte ich...
SuperR - 27. Okt, 14:50
Weder bei der Currywurst...
Weder bei der Currywurst noch bei der Gattin des Kanzlers...
SuperR - 19. Okt, 10:21
16:9
Viel einschneidender für mein Leben aber ist die Tatsache,...
SuperR - 18. Okt, 20:08
Also
sind wir nun Kanzlerin. Und Hannover ist nicht länger...
nahlinse - 18. Okt, 19:46

Schnell weg!

Status

Online seit 7238 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 27. Okt, 18:16

Credits

powered by Antville powered by Helma

sorua enabled
xml version of this page

twoday.net AGB


Profil
Abmelden
Weblog abonnieren